Monat: August 2021

Europapark mit Übergewicht

Der Europapark in Rust ist in meinen Augen der beste Freizeitpark in Deutschland. Vor einigen Jahren habe ich meine Erfahrungen mit Freizeitparks geschildert, als ich noch 115 Kilogramm auf die Waage brachte. Das ist jetzt schon eine ganze lange Zeit her. Ich bin inzwischen wesentlich schlanker und habe überhaupt keine Hemmungen mehr, in den Freizeitpark zu gehen. Aber ich habe unter anderem eine Freundin und ihren Mann, die beide über 130 Kilogramm wiegen. Ich habe sie nach Tipps gefragt:

  • Vor jedem Fahrgeschäft gibt es ein Hinweisschild mit Beschränkungen: Das Gewicht ist zwar ein Wegweiser, aber man sollte bedenken, dass jemand mit 120 Kilogramm schlanker aussehen kann, als jemand mit 110 Kilogramm. Ihr ahnt es: Es kommt natürlich auch auf eure Größe an, eure Körperproportionen und vor allem den Umfang von euren Oberschenkeln.
  • Im Europark gibt es vor allem im Silver Star Europapark, Blue Fire Megacoster und im Wodan-Coaster spezielle Sicherheitsbürgel und enge Sitze. Diese Achterbahnen/Attraktionen haben alle einen Testsitz. Wenn dich das Personal auffordert, musst du probesitzen. Ja, das ist erniedrigend, aber Sicherheit geht wirklich vor. Das sind Auflagen vom TÜV. Entscheidend ist dabei beispielsweise dein Bauch. Hat der Sicherheitsbügel Platz? Haben deine Oberschenkel in den Sitzschalen Platz? Dann kannst du mitfahren.
  • Im Gegensatz zu früher, wurden die Testsitze zum Teil jetzt in die Halle verlegt, beispielsweise bei Blue Fire. Dadurch hat man inzwischen weniger Publikum beim Testen. Vielleicht hat mein Beitrag damals ein bisschen dazu beigetragen, dass sich hier etwas getan hat.
  • Im Blue Fire gibt es auch Sonderplätze, die Reihe 10, in der Übergewichtige Menschen manchmal trotzdem mitfahren können. Die Proportionen sind dabei entscheidend. Im Silver Star ist es die Reihe 5
  • Ich gebe dir generell den Rat, es an einem der größeren Achterbahnen einfach mal zu probieren. Wenn der Testsitz passt, kannst du mutmaßlich bei allen anderen Achterbahnen auch mitfahren. Wenn du nicht mitfahren darfst, musst du auch nicht Probesitzen
  • Bei Fahrgeschäften wie Arthur oder Euro-Mir ist im Europapark nicht dein Übergewicht entscheidend, sondern dass die Sicherheitsbügel einrasten. Matterhornblitz, Bobbahn, Alpenexpress, Poseidon, Atlantica sollte problemlos funktionieren, wenn du bis zu 125 Kilogramm wiegst.
  • Meiner Erfahrung nach geht bis Kleidergröße 48 grob gesagt, eigentlich alles. Ab Größe 50 (bei Frauen) sind deine Proportionen entscheidend.
  • Diskutiere nicht mit dem Personal. Sie machen ihren Job und haben ihre Anweisungen. Auch wenn das hart ist. Sie tun es nicht zu deinem Nachteil, sondern um dich zu schützen.
  • Es gibt einige Fahrgeschäfte, insbesondere für Kinder, die für Personen über 100 Kilogramm nicht zugelassen sind. Manche haben keine Gewichtsbeschränkung, aber du willst dich sicher nicht, zusammenquetschen und leiden.
  • Es gibt auch Größenbeschränkungen. Euro-Mir darf man beispielsweise nur mitfahren, wenn man kleiner als 1,95 Meter ist. Selbst wenn du 2 Meter groß bist und 60 Kilogramm wiegen würdest, was natürlich auch nicht gesund wäre, dürftest du nicht mitfahren.
  • Die Wege sind weit. Ich empfehle dir unbedingt gute Schuhe anzuziehen. Keine Flipflops, keine Schuhe mit Absätze, keine Testversuche. Ziehe Schuhe an, die du gerne trägst und in denen du ein paar Kilometer laufen kannst.
  • Aktuell (8/2021) gelten wegen der Pandemie die 3G-Regeln

Was aus der Diätkollegin und dem Eisbär wurde

Zu meiner Diätkollegin habe ich keinen Kontakt mehr. Ich arbeite seit Januar 2019 nicht mehr in diesem Unternehmen und seit März habe ich auch keinen Kontakt mehr zu der Frau, die ihr ganzes Leben eigentlich grundsätzlich auf Diät ist. Das hat aber natürlich nichts damit zu tun, dass ich nicht mehr in diesem Unternehmen arbeite. Das hat vor allem den Grund, dass das Arbeitsklima sehr schlecht war (insgesamt) und die Sparpolitik der Geschäftsführer immer mehr meine eigene Gesundheit bedrohte. Überstunden gehörten zum Zeitpunkt meiner Kündigung zur Selbstverständlichkeit. Sie wurden nicht bezahlthttps://minus35kilo.wordpress.com/tag/buro/, die Firma erwartete immer häufiger eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft. Natürlich auch unbezahlt: „Das kann man ja für das Unternehmen mal machen“. Kann man. Aber wenn man das ein paar Jahre lang macht, schlägt das auf die Gesundheit. Ich kam irgendwann an den Punkt, wo ich mich fast nicht mehr getraut habe, ein Wochenende lang wegzufahren, weil mich ja mein Arbeitgeber brauchen könnte. Obwohl tatsächliche Einsätze nicht so oft kamen, hatte ich permanent das Gefühl, ich müsste bereit stehen. Irgendwann kam auch der Punkt, wo man sich erklären musste, weil man am Sonntag einen „superwichtigen Auftrag“ nicht erledigen konnte, weil man tags zuvor auf einer Hochzeit eingeladen war in einer anderen Stadt. Ich wusste, dass es so nicht weiter gehen kann. Dieses Gefühl hatte ich mindestens zwei Jahre in mir. Aber ich hatte auch Angst vor einer Veränderungen und vor allem Angst, vom Regen in die Traufe zu bekommen. (Alle Beiträge zu meinem Büro und den Kollegen findet ihr übrigens hier).

Als der Leidensdruck groß genug war, schrieb ich eine Bewerbung (eine!) und bekam sofort eine Einladung für ein Gespräch. 15 Monate habe ich dann Vollzeit in meiner neuen Firma gearbeitet, bis ich in Mutterschutz ging. Ich habe inzwischen Kollegen, die besser zu mir passen und ich bin wesentlich zufriedener mit allem. Es hatte sich gelohnt.

Zur Diätkollegin habe ich gar keinen Kontakt mehr, wie eingangs erwähnt. Sie kam eigentlich nie damit klar, dass ich abgenommen habe und sie eben nicht. Unterschwellig warf sie mir das, zumindest gefühlt, immer vor und versuchte auch, mich zu mästen. Wenn ich aus dem Urlaub zurückkam, fragte sie nicht „Hast du dich gut erholt?“. Sie fragte: „Und, haste zugenommen?“. Es gab natürlich auch andere zwischenmenschliche Probleme zwischen uns, aber final nahm sie (65) mir übel, dass ich kündigte und „die Firma im Stich lies“. Am Ende ist es einfach so, Kollegen sind Kollegen und es hat zwischenzeitlich nie zwischen uns gepasst.

Der Eisbär hat eine Nahrungsreiche Zeit hinter sich. Ich habe ihn kürzlich durch Zufall in der Stadt getroffen, aber es geht ihm gut. Während er immer noch Angst hat um seinen Arbeitsplatz, weil Corona die Lage noch verschlimmert hat, geht es ihm immerhin gut und das ist schön. Der ehemalige Azubi hat in diesem Blog ja auch für heitere Geschichten gesorgt. Er hat zwischenzeitlich mehrfach den Arbeitsplatz gewechselt und ist inzwischen Herzkrank und leider leider stark übergewichtig. Das bedauere ich sehr, weil ich tatsächlich auch weiß, dass man sich mit massivem Übergewicht nicht wohl fühlen kann. Mit Anfang 30 ist man auch zu jung für Herzkrankheiten und ich würde ihm sehr wünschen, dass er einen Weg für sich findet.

Warum ich das überhaupt alles erzähle?

Ich glaube inzwischen, dass das Wohlbefinden sehr stark auch mit dem Alltag zusammenhängt. Nicht nur das Gewicht ist entscheidend, sondern die gesamte Balance. Mir ging es nach meiner Kündigung mental wesentlich besser, weil ich diese gefühlte Rufbereitschaft nicht mehr hatte und mich nicht mehr rechtfertigen musste, wenn ich 80 Cent für Porto ausgegeben habe. Auch der Ton war in dieser Firma unterirdisch. Ich war zwar nur ganz arg selten die Zielscheibe von schreienden Führungskräften, aber wenn die Stimmung vergiftet ist, nimmst du das irgendwann nach Hause. Ich glaube nicht, dass ich in der Endphase die Kraft für eine Abnahme gehabt hätte. Aber ähnlich wie das Zunehmen, war auch die Verschlechterung der Arbeitsatmosphäre ein schleichender Prozess. Wir verbringen so viel Zeit mit unserer Arbeit, manchmal mehr, als mit unserem Partner, unserer Familie und unseren Freunden. Gerade deshalb ist es wichtig, dass die Umgebung wenigstens ansatzweise passt. Ja, man hat immer wieder jemanden, mit dem man „einfach nicht kann“. Aber man kann sich trotzdem mit Respekt und Wertschätzung behandeln. Finde ich zumindest. Und wenn es einem Unternehmen nicht gut geht, wird es dem Unternehmen nicht besser gehen, wenn man die Mitarbeiter wie Dreck behandelt, ausbeutet, mobbt und permanent unter Druck setzt. Aber das sind eigentlich nur meine Erfahrungswerte 🙂