„Du nimmst ja nicht mehr zu“

Ich hab Menschen um mich herum, die ich mag und die mich mögen. Dann gibt es neutrale Menschen, die halt da sind und solche, die offensichtlich neidisch sind, dass ich nicht mehr die „dicke Ela“ bin. Das sind leider Menschen, die mich runterziehen wollen. Manchmal durch einen Blick, manchmal durch ein Kommentar, manchmal durch eine Geste.

Eine solche ist leider auch die Diätkollegin. Inzwischen hat sich unser Verhältnis einfach verschlechtert und tatsächlich hat es mit meiner Abnahme zu tun. Lange war es nur ein Gefühl, irgendwann ist es Gewissheit. Sie hat jetzt über ein Jahr gewartet und scheinbar gehofft, dass ich wieder zunehme. Als ich nach vier Wochen (ja, dieses Jahr hatte ich richtig Urlaub) wieder auf der Arbeit aufgetaucht bin, gab es natürlich ein freundliches „Hallo“ aber schon bald bekam ich ein sehr abfälliges „Du nimmst ja nicht mehr zu“ zu hören. Das saß. Das tat weh. Als wäre sie glücklich, wenn ich endlich wieder dick wäre und mehr wiegen würde als sie. Als könnte sie nicht ertragen, dass ich einen Weg für mich gefunden habe. Dabei thematisiere ich Essen gar nicht und auch weder meine Figur noch die Figur von anderen. Weil die Figur nur ein Teil des Menschen ist und ich auf der Arbeit auch anderes zu tun habe. Und ich habe bestimmt nicht abgenommen, weil ich dünner als die Diätkollegin sein wollte. Ich wollte nur eins: Mich wohlfühlen.

Unser Verhältnis ist abgekühlt. Weil ich auf ihre ganzen Fressgeschenke nicht eingangen bin (und weil ich nicht wieder dicker als sie geworden bin).   Es ist ein Konkurrenzkampf, von dem mir länger nicht klar war, dass es einer zu sein scheint. Ich habe sie gefragt, ob sie erwartet oder wünscht, dass ich zunehme. Sie hat dazu nichts gesagt. Zwei Stunden später hat sie dann aber gefragt, ob wir nicht noch Kuchen holen wollen. Zum Glück musste ich sowieso zu einem Termin.